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83. - 90. Tag, Di, 29.07.08 - Di, 05.08.08




























Kilometerstand:17.133 - 18.985

knapp 2000 km durch die Mongolei


Nun ist es also soweit, die weiten Steppen der Mongolei fordern nach unseren Reifenspuren.Nachdem Tom noch ein paar Kleinigkeiten an seiner BMW gerichtet hat, ging es los. Aber bereits nach 3 km ueber einen gemeinen schraeg abfallenden tief eingeschnittenen Sandweg stuerzte Tom mit einiger Geschwindigkeit. Doch durch viel Glueck ist ihm nichts passiert und nur die Alukoffer der BMW waren etwas verbogen, aber das ist ja inzwischen normal.Also weiter und die Strasse wurde teils besser, teils schlechter bis Olgii, wo wir Sprit und Wasser auffuellen konnten, da sich bereits hier abzeichnete, dass dies in diesem Land ein Problem werden koennte.Die 2. Festestellung war die, dass die Menschen, die durch den Kommunismus, der in der Mongolei lange Zeit unabhaengig von Russland sehr stark gelebt wurde, faul und desinteressiert geworden sind.Die Ladenbesitzer sind garnicht wirklich interessiert, was zu verkaufen.Wie die Leute hier besonders in Stadtnaehe ueberleben koennen, ist mir ein Raetsel.Am naechsten Tag ging das Pistenfahren erst richtig los: Steine, Sand, Staub, Dreck und dann der erste Platten.Also Schlauch flicken in der prallen Sonne ohne Schatten, denn Baeume gibt es hier in der Mongolei nur im Aimag Ulaan Baatar. Aimags sind sozusagen die Bundeslaender der Mongolei.Bei diesem Platten haben wir noch 1 Stunde gebraucht, doch wir sollten noch Gelegenheiten zum ueben bekommen :-) Nach einigen Hundert Kilometern Training mit den schweren Kisten auf den Sandpisten hatten wir so richtigen Spass dabei. Das Hinterrad immer im kontrollierten Drift hinter oder neben uns. Schoene Sache. Das ist Endurofeeling. Leider gab es zur Abkuehlung oder auch um uns vielleicht mal zu waschen, keinen Bach in diesen Monaten auf der Suedroute. Also verstaubt zum schlafen und auch so wieder aufs Motorrad...man gewoehnt sich ja an Alles. Die Landschaft blieb atemberaubend, riesig, weit,teilweise trocken und wuest. Mehr als 230 km waren auch an einem gesamten langen Fahrtag nicht machbar. Dabei mussten wir von morgens bis Abends mit voller Konzentration fahren, da jede Unaufmerksamkeit einen Platten, Sturz, Verletzung oder sogar im schlimmsten Fall Reiseende bedeuten kann.Cool sind die Hauptpisten: das sind die mongolischen Autobahnen: Die setzen sich aus mindestens 5 - 20 Einzelpisten zusammen, die parallel im 5 m-Abstand nebeneinander laufen. Man kann sich irgendeine raussuchen und nebeneinander herbrettern. herrlich aber hart auf Dauer. Davon habe ich lange getraumt.Die Motoren und auch die restlichen Mopeds sind oft an der Belastungsgrenze aber sie muessen jetzt eben... Am naechsten Tag fuhren wir 200 km auf groben und scharfen Steinpisten, die an meinem Vorderreifen auch ihren Tribut forderten und sich mit 2 Platten an einem Tag bemerkbar machten.Immer an meinem Vorderrad. Meine Honda ist wohl vorne etwas schwer, wie hinten halt auch :-) aber dies waren keine neuen Loecher sondern die Flicken haben sich durch die Belastung wieder vom Schlauch gerieben.Inzwischen wechselten wir einen vorderen Schlauch in 19 Minuten. Das Problem ist auf diesen Steinpisten vor Allem, dass sich tiefe Wellen von den dauernd leicht durchdrehenden Reifen der Fahrzeuge bilden, das allseits gefuerchtete Wellblech. Hier gibt es 2 Moeglichkeiten, entweder man laesst sich und das Material bei hoechstens 30 Km/h ordentlich durchschuetteln oder man beschleunigt die so schwer zu kontrollierenden Maschinen auf ueber 80 km/h und gleitet so ueber die Wellen hinweg. Das Gleiten hat nur den Nachteil, dass die Reifen fast keine Traktion mehr haben, das Hinterrad dreht immer leicht durch und das Vorderrad ist nur mit Balance kontrollierbar.Gefaehrlich aber fuer uns die einzig sinnvolle Weise, um da rueber zu kommen und km zu machen. In den Mittagspausen bei den Magasins in den kleinen Doerfern, durch die wir fahren, lagen wir immer voellig zerstoert ,durchgeschwitzt und verstaubt da und wollten nur trinken und nicht reden.Die Bevoelkerung belagerte uns nicht uebermaessig, was uns ganz recht war. Hier wurden bereits die Alkoholprobleme in diesem Land sichtbar.Die Leute werden sesshaft und koennen mit ihrer vielen Zeit ohne Arbeit und ohne das Versorgen ihrer Tiere nichts mit sich anfangen. Also beginnen viele mit ausgiebigem Vodkagenuss. Dasselbe Phaenomen sieht man ja auch bei den heutigen Indianern in den amerikanischen Reservaten und bei den Innuit / Eskimos in Alaska. Das Land wurde nun noch trockener und wuestenaehnlicher. Die Gobi war bereits spuerbar. Wir sahen einige Kamelherden. Die haben die Angewohnheit, sich mitten auf die Piste zu legen und erst in einer Staubwolke und ueblem Gestank aufzustehen, wenn Du direkt bei ihnen bist. Sie kucken dann etwas behaemmert und stolzieren weg. Ich mag die Kerle. Durch die Anstrengung, Wassermangel, schlechte Verpfleugung und ein bisschen Enttaeuschung, da zumindest ich mir von der Mongolei etwas mehr erhofft hatte, war die Stimmung dieser Tage etwas gedrueckt und wir waren Beide leicht reizbar. Wir sind eben Beide Geniesser und brauchen einigermassen gutes, wenn auch einfaches Essen um gluecklich zu sein. All dies gibt es in der Mongolei nicht. Das hier ist ein Nomadenland und Nomaden koennen durch ihre Tradition, durch das Land zu ziehen, kein Gemuese, Getreide oder Aehnliches anbauen. Dies merkt man auch im Warenangebot der Magasins.Es gibt keine, also garkeine frischen Sachen, kein Obst, kein Gemuese! Nur Dosenfrass mit unbekannten Aufschriften, die dowieso meist nicht schmecken und eigelegtes Obst und Gemuese aus Glaesern.Aber dann ganz komische Sachen, keine bekannten Einlegevarianten, sondern nur Abendmahlszerstoerende Zutaten, wie wir abends des Oefteren feststellen mussten. Also gingen wir wieder zu unseren von mir so eisern vor dem Rausschmiss wegen Gewichtersparnis verteidigten Tuetennudeln ueber und gaben es komplett auf, etwas essbares zu suchen. Das Problem war hieran, dass Tom einmal die Kocherbenzin-flasche im Alukoffer bei den Tuetennudeln ausgelaufen war und so schmeckte jedes 2 Gericht nach 80 Oktan.Also jeden Abend eine neue Ueberraschung, warum das Essen schon wieder scheisse schmeckte! Am 3. Tag hatte ich nur einen Platten und wir fanden ein Strassencafe, das frisch gemachte Nudeln mit etwas Dosengemuese und natuerlich Hammelfleisch anbot. Dies war jedoch besser als alles Andere der letzten Tage und wenigstens ich habe es genossen. Wir hatten das Glueck, dass die 10 besoffenen Mongolen, die mit einem LKW durch die Wueste unterwegs waren, kurz nach unserer Ankunft grade aufbrachen. Das war ein Erlebnis, das sich einpraegen wird: 10 MOngolen, voellig besoffen, darunter auch der Fahrer und Beifahrer.Und erinnet Euch, was ich ueber die Konzentration auf diesen Pisten geschrieben hab. Jedenfalls will ich nicht wissen, wieviele LKWs da auf dem Dach landen. Einer der 10 wollte mit mir dann noch Streit anfangen in seinem Suff, jedoch hat ihn sein "Kumpel" zurueckgehalten. Bei diesen 10 waren noch 2 Tschechische und 1 deutschen Hippie dabei, die anscheinend auf die sehr sehr billige aber anscheinend in diesem Land auch lebensgefaehrliche Art per Anhalter unterwegs waren. Diese 3 und 8 besoffene Mongolen also in der prallen Sonne auf dem Kipper eines Kies-lkws. Unfassbar. Nachdem sie weg waren, konnten wir endlich in Ruhe essen und ueber die mongolische Bevoelkerung diskutieren, was in den Folgetagen noch oft vorkommen sollte. Am 4.Tag, dem 01.08.08 kamen wir nach Altaj, fuellten unseren Getraenkevorrat auf und hatten schon garnicht mehr an die hier bevorstehende Sonnenfinsternis gedacht, dann wurde das Licht dunkel und unwirklich. Wir hatten schoene Unterhaltungen mit der Bevoelkerung und fuhren dann mit 2 besoffenen mongolischen alten Uhus weiter richtung Gobi. Mal wieder schliefen wir in der Einoede ohne Wasser aber der klare und unglaubliche Sternenhimmel hier in Zentralasien entschaedigt immer wieder. Tom war in den Tagen immernoch krank, er schleppte nun seit 2 Wochen trotz Antibiotika eine Erkaeltung mit sich herum und er war einfach kraftlos. Ich hab mit ihm gelitten, konnte aber nicht viel tun, um ihm zu helfen in dieser Umgebung. Am Abend des 5.Tages haben wir mitten in der Wuest bei ueblem Wind eine Tankstelle mit einem halbtoten Tankwart gefunden, der uns die Tanks mit einer Tanksaeule mit Handkurbel fuellte. Nach 12 Liter wollte er aufgeben aber wir brauchten leider mehr. Dort fanden wir auch endlich einen Bach! Wie herrlich, baden, planschen, waschen. Wie wichtig doch Wasser ist! Bevor wir jedoch die Waesche waschen konnten, fegte ein Sandsturm ueber die Wueste, fuellte mir mein Zelt mit Sand und machte den Abend recht ungemuetlich. Aber alles war unwichtig, wir hatten ja Wasser... Zu essen gab es Nudeln mit Sahnesosse aus der Tuete mit 80 Oktan wie ueblich, aber man gewoehnt sich ja an alles. Sogar unser Nutella schmeckt nach Benzin.Es ist zum heulen. Am 6. Tag puenktlich nach dem Freuhstueck zum Zeltabbau fing der Sturm wieder an. Klar. Hatten dann bevor es auf die Pisten ging erstmal unsere erste richtige Flussdurchfahrt zu bewaeltigen. 40 cm tief und doch mit ganz schoen Stroehmung. Wir kamen jedoch beide ohne groessere Probleme durch und danach erstmal anhalten und Stiefel ausleeren. Ein Foto zu machen, haben wir vor lauter Aufregung vergessen. Dann hatten wir mal wieder einen Tag mit richtig lockerem Endurospass! Der Bach am letzten Abend hat echt alles veraendert, wir waren wieder richtig gut drauf. Und ab diesem Tag hatten wir nicht einmal mehr einen Platten!! ich bin aber auch wirklich jedem Steinchen ausgewichen. Den Mittag haben wir mit 5 Kindern vore einem Supermarkt verbracht. War echt lustig, wie die Bilder ja auch zeigen. Ohne jegliche Vorwarnung kam dann eines dieser wetterphaenomene der Mongolei: Ein Sandsturm innerhalb Sekunden! Der hat Toms Kiste umgeweht, die dann meine Honda wie einen Dominostein umgehauen hat. Zuhause im eigenen Hof wuerde man wegen sowas ausflippen, auf solch einer Reise zuckt man nicht mak mit der Wimper, wenn ein Motorrad mit 90 Grad Schraeglage auf dem Boden rumliegt...:-) Also die Kisten unter natuerlich grossem Interesse der Oeffentlichkeit wieder aufklauben und weiterfahren... Nachmittags kamen wir an einer Jurte oder auch Ger genannt (das sind die mongolischen Wohnzelte) vorbei und fragten, ob dies immernoch die richtige Piste ist auch wenn das meist nicht viel bringt, weil man von den Leuten die unterschiedlichsten Antworten bekommt. Es ist uns schon passiert, dass wir 2 Leute nach dem Weg wohin gefragt haben und 2 entgegegn gesetzte Richtungen gezeigt bekommen haben, da fuehlt man sich dann verarscht, und faehrt weiter mit "die spinnen doch" im Kopf..:-) Als wir hier fragten, wurden wir in ihr Ger eingeladen und haben mit ihnen Ayrag getrunken (das ist vergohrene Stutenmilch, schmeckt wie 0,3 % - Milch mit Essig und Pferdepisse) und Ziegenkaese gegessen. Beides wiederlich, aber man kann ja nicht ablehnen...also immer schoen rein damit und laecheln..war wirklich nett von den Leuten. Abends hatten wir keine andere Moeglichkeit und haben unser Wasser aus einem Bach mit einem Keramikfilter geholt, dann noch mit Chlortabletten desinfiziert und damit gekocht. So, dieses Mal hat also das Essen und uebrigens auch der Kaffee am naechsten Morgen wegen dem Chlor uebel geschmeckt. Naja, vielleicht war es auch, weil der Reis und die Kartoffeln etwas verbrannt waren, oder Beides. Das Problem ist, bei einem Benzinkocher und Campingkochgeschirr gibt es eben entweder aus oder volle Flamme...da ist reis koecheln lassen eben nicht drin...
Beim Kaffee morgens hoert der Spass ja wohl wirklich auf...aber was haut uns schon noch um...
Am vorletzten Tag vor Ulaan Baator fuhren wir wieder einen heissen Reifen auf den kurvigen Sandpisten mit viel Spass, haben uns sogar ein kleines Rennen mit den Rallyteams der Mongolrally aus England geliefert. Diese Rally ist eine Wohltaetigkeitsveranstaltung bei der Teams aus GB, die nur Autos mit 1 Liter Hubraum fahren duerfen (und da bleibt nicht viel Auswahl!!), diese so schnell wie moeglich nach Ulaan Baator fahren muessen. Die Autos, sofern noch nicht schrott und das Zubehoer wird dann von der Rennorganisation versteigert und an eine Kinderhilfsorganisation gegeben. Tolle Sache...
Also haben wir die Ford Fiestas und VW Polos gejagt :-) und uns dann noch mit einem der Teams unterhalten, die grade Pause machten.
Gegen Abend merkten wir dann deutlich, wie anstrengend die letzten Tage waren und auch der heutige, und so machten wir auf der Piste so langsam mehr Fehler.
Ich fuhr mit guter Geschwindikheit in ein grosses Bauloch, welches zwar flach auslief ab da gings gut 80 cm runter. Die Honda hat das komischerweise mal wieder ohne Schaden weggesteckt, bei mir nicht ganz so.Ich konnte danach die Schultern, Kreuz und Genick nicht mehr richtig bewegen wegen Schleudertrauma. Aber auf die Zaehne beissen und weiterfahren, wer soll einem hier helfen.
Tom wollte kurze Zeit spaeter von der zum teeren vorbereiteten Strasse von Arvaikheer auf die Piste wechseln, hat einen Graben uebersehen und hat seine BMW mal kurzerhand auf den Kopf gestellt. Ausser einem nach oben gebogenen Bremshebel und einer gebrochenen Frontscheibe ist aber zum Glueck auch ihm nix passiert.
Wir haben dann entschieden, dass es wohl besser ist, Feierabend zu machen, haben uns Wasser gekauft und sogar zur Belohnung einen Bach gefunden an dem es so schoen und gemuetlich war, dass wir noch einen Tag geblieben sind um die Wunden und verrenkten Glieder zu pflegen und vor dem Stress in Ulaan Baator noch etwas auszuruhen. Buch lesen, Musik hoeren und wir haben sogar frische Eier und Zutaten fuer ein Bauernfruehstueck gefunden. Herrlich.
Abends zum Abschluss des Ausruhtages haben wir uns mitten in die mongolische Landschaft gelegt und auf dem Handy einen Film angeschaut waehrend die Wildpferde an uns vorbei zu ihrem Schlafplatz gezogen sind. Das ist ein Gefuehl, sag ich Euch
Schaut Euch unbedingt auch Toms Blog an!! Da sind noch mehr Bilder und sogar ein Film drin!

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