Herzlich Willkommen in meinem Reisetagebuch

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133.Tag, 20.09.08


Europa testet unsere Heimatliebe

Kilometerstand: 24.130 - 24749


Wir wollten am heutigen Tag die letzte Etappe nach Berlin und somit in mein erstes Stueck Heimat antreten. Dazwischen liegen leider noch 600 km und wir wir morgens feststellen mussten, mal wieder im Regen. Da unser Hostel mitten in der Innenstadt liegt, mussten wir die Bikes auf einem Parkplatz 500 m weit weg in einer Seitenstraße parken. Also wollten wir sie ans Hostel holen, um unser Gepäck aufzusatteln.Bis wir ueberhaupt bei den Bikes angekommen waren, waren unsere Klamotten bereits nass. Nebenher stellten wir fest, dass unser Weg noch zusätzlich durch Absperrungen erschwert wurde, da natuerlich ausgerechnet an diesem Tag ein Stadtlauf stattfinden musste. Logisch!!
Durch ein Labyrinth von Einbahnstraßen versuchten wir uns zum Hostel vorzuarbeiten. Nachdem wir einmal komplett um den Block gefahren waren und uns keine Möglichkeit gelassen wurde, einmal richtung Hostel abzubiegen, wurde es uns zu bunt. Mein Tom verlor komplett die Nerven, was an diesem Tag vorauszusehen war und schob dann seine schwere Karre durch die Fussgaengerzone. Ich mit meiner schweren alten Dame, dachte mir, durchgeschwitzt muss ich ja nicht auch noch sein und da muss es doch einen Weg geben. Ich fand dann einen halb-legalen und ein Polizist, den ich noch zusaetzlich fragte, bevor er mich etwas fragen konnte, liess mich dann durch zum Hostel. Also packten wir auf und heute musste ich nebenher mal Tom beruhigen und als auch das nix half, versuchte ich es eben auf die harte Tour und erzaehlte ihm grosskotzig, dass das eben auch zum Motorrad-fahren dazu gehoert und dass es in einer beheizten S-klasse ja jeder kann. Ausserdem spielte ich auf seine Sprueche, die er mir immer erzaehlt an und erzaehlte ihm etwas von einer der Pruefungen, die er wohl in seinem Leben mal wieder zu meistern habe. Das hat dann wenigstens ein bisschen gewirkt und er hat zumindest durch seine Wut wieder neuen Mut geschoepft. :-)
Also quälten wir uns durch den Regen und Verkehr und schafften es immerhin uns einigermassen warm zu halten, bis dann nach ein paar Stunden der Regen aufhoerte und uns sogar nach ca. 8 Std. Fahrt die schoene Bundesrepublik Deutschland mit einer schoenen Abendsonne begruesste. Nachdem wir uns dann noch, mit einem sehr unfreundlichen Geländewagenfahrer angelegt hatten, der mich geschnitten hat, fühlten wir uns wieder daheim auf den deutschen Autobahnen. Kaum hatten wir die Stadtgrenze von Berlin erreicht, hatten wir nur noch eine kleine Ewigkeit zu fahren, bis wir endlich da waren. Man merkt halt, daß Berlin ein Land und keine Stadt ist ;-)
In Toms Heim wurden wir mit Pauken und Trompeten empfangen. Die Familie und Nachbarschaft war anwesend um uns als Helden zu feiern. Es war jedenfalls sehr schoen. Ich wurde von allen Seiten mit: "Du kennst mich nicht, aber ich kenn dich von Euren Blog's" begruesst, was dann doch etwas komisch und lustig war. Wir wurden mit heissem Grog, kaltem Bier und einem Buffet mit edelsten Zutaten begruesst. Deutschland, Du hast uns wieder!!

132.Tag, 19.09.08





Auschwitz

Ihr Alle wisst, was es mit Auschwitz auf sich hat. Auch ich habe gedacht, dass dieser Ort mir vermutlich auch nur das zeigen wird, was ich jedes Jahr wieder in der Schule gehoert habe und was ich durch mein eigenes Interesse darueber gelesen habe. Jedoch sind es die Groesse dieser Konzentrationslager und die Hinterlassenschaften der Opfer, die dann doch eine durchschlagende Wirkung auf jeden haben. Der Regen und Nebel dieses Tages machte die Stimmung sehr authentisch. Daher fuhren wir auch mit dem Bus von Krakau aus, da sich dies hier sehr anbot.

131.Tag, 18.09.08



Kilometerstand: 23.833 - 24.130

Krakau, ein Irrenhaus

Wir meinten, wir werden heute nach lockeren 297 km Krakau erreichen, aber ganz so einfach wurde es nicht. Obwohl es nicht geregnet hat, war es immernoch scheisse kalt und durch die Schlange von LKW's und PKW's, die sich ueber fast die gesamte Strecke zog und mit 60 km/h dahin schlich, liessen sich die 297 km als eine Ewigkeit anfuehlen! Kalt wurde es dann auch noch, wenn auch nicht so schlimm wie in Russland oder Litauen.

In Krakau angekommen, wurden wir erstmal von den vielen Einbahnstrassen irre gemacht. Nicht mal Tom's Navi war faehig, das Labyrinth von Einbahnstrassen zu durchbrechen. Immer wenn wir dachten, hier muss jetzt in der naechsten Strasse unser Hostel sein, konnten wir sicher sein, dass dies eine Einbahnstrasse oder Fussgaengerzone war. Man sieht, auch die Zivilisation birgt ihre Tuecken. :-)
Am Ende haben wir es wie immer geschafft und kamen wohlbehalten im vorgebuchten Hostel an. Auc h dieses hier ist ein Meisterstueck von Hostel. Wunderschoen eingerichtet, interessante Leute und guter Service, meist besser als in so manchen Hotels!!! Nur muss man eben mit mehreren Leuten in einem Zimmer schlafen. Uns stoert das nicht sondern diese Tatsache ist meist Anlass fuer interessante Gespraeche mit Leuten aus aller Herren Laender.

Krakau ist eine Stadt fuer sich. Die Altstadt ist sehr schoen und strahlt in einem sehr eleganten, alten Baustil. Jedoch ist die ganze Stadt so von Touristen ueberflutet, dass das Alles nur nach einem deftigen Besuch in einem der vielen Irisch Pub's zu ertragen ist, um sich dann ausgesprochen lustig und gesellig mit anderer Nationen Menschen zu unterhalten. Zum Schluss dann eben auch auf der Strasse. So endete dieser Tag und morgen werden wir die Gedenkstaetten und Museen in Auschwitz und Auschwitz-Birkenau besichtigen. Was es dort zu sehen gibt, wird wohl Allen klar sein, jedoch bin ich wirklich auf die Eindruecke gespannt, die dieser Ort auf mich haben wird.

130. Tag, 17.09.08



Kilometerstand: 23.344 - 23.833
LT-Vilnius - PL-Warschau

Wir hatten heute waehrend der Fahrt die Chance, Litauen in Ruhe zu betrachten, was sich auch wirklich gelohnt hat. Dieses Land ist eines der Schoensten auf meinem Trip, obwohl ich es bisher nur als Durchreiseland auf dem Weg nach Deutschland gesehen habe. Man fuehlt sich eindeutig nach Skandinavien versetzt. Wiesen, Waelder, Seen und bunte Holzhaeuser, wie man sich Schweden eigentlich vorstellt. Dazu hatten wir sehr gute Strassen und solange es trocken war, hatten wir enormen Fahrspass. Nur leider war es nicht sehr lange trocken. Die letzten 3 Stunden fuhren wir teils in Nieselregen, teils in stroehmendem. Auf der Landstrasse blieb wenigstens das Visier durch die Geschwindigkeit noch frei aber dann im Stadtverkehr ins Zentrum von Warschau war Blindflug angesagt und die Strassen wurden noch schmierig dazu...Alles in Allem hatten wir schon angenehmere Nachmittage. Naja, trotzdem sind wir hier in Warschau und es ist mal wieder mit etwas Glueck nix passiert. Morgen fahren wir weiter nach Krakau und besichtigen am Freitag die Gedenkstaette Auschwitz,wie bereits erwaehnt.

Ein Hoch auf Europa

Bereits als wir ueber die russisch-lettische Grenze fuhren, waren wir allein schon vom Europa-schild freudig empfangen worden. Als dann die Lettischen Zoellner nur unseren Passkurz kontrollierten und uns auf englisch willkommen in der EU und in Lettland hiessen, waren wir endgueltig begeistert. Doch die schoenen Erlebnisse rissen nicht ab: Wir waren inzwischen in Litauen,Vilnius angelangt, die Leute legten wieder Wert auf Ambiente, guten Kaffee,schoene Atmosphaeren, schoen hergerichtete Altstaedte, doch dann folgte der groesste Hammer: Wir gingen in irgendeine Bank und fragten dort,ob wir Dollars in Euro und lettisches Geld in Litauisches tauschen koennten und die Dame sagte nichts von "Njet",wie bisher ueblich,oder dass wir das nur in der Bankzentrale auf der anderen Seite der Stadt machen koennten,sondern sie sagte einfach: Yes, no problem!. Wir waren hellauf begeistert und alle lachten. Einen Freudentanz fanden wir etwas uebertrieben, drum haben wir dies bleiben lassen. Aber seit der Reise fallen uns die guten Seiten an Europa erst so richtig auf.
Und regt Euch ja nie mehr ueber die vielen Regeln und Gesetzein Europa und Deutschland auf! Die sind wirklich noetig und sinnvoll.Dies sei erstmal so dahin gestellt,wir werden sicher noch darueber reden.

129. Tag, 16.09.08





Kilometerstand: 22.825 - 23.344
Vilnius

Nach einem kurzen Fruehstueck stand nun heute eine Etappe von 519 km erstmal ueber die EU-grenze nach Lettland und dann weiter ueber den alten Grenzuebergang nach Litauen an.
Von ein paar kalten Regenguessen begleitet, die uns immer wieder erfrischten
:-), kamen wir am fruehen Nachmittag endlich an der russischen Aussengrenze an und durften noch einmal erleben, was Russland bedeutet. Nachdem wir die ueblichen Formulare der Zolldeklaration ausgefuellt hatten, die wir inzwischen im Schlaf kannten, wurde uns von der Zoellnerin erklaert : Computer ne rabotec !!! : Der Computer arbeitet im Moment nicht! klar, das ist Russland! also warteten wir 2 Stunden, waermten uns die Fuesse an unseren Motoren, tranken Kaffee und assen etwas in der Zollkantine. Wenigstens konnten wir die Zeit sinnvoll nutzen und so etwas brachte uns ja mal ueberhaupt nicht mehr durcheinander.
Kaum wollte der Computer wieder arbeiten, ging alles ganz schnell und wir waren raus aus Russland!! Als EU-buerger war der Grenzeintritt nach Lettland ueberhaupt kein Problem und voller Freude rollten wir nach Europa ein! Das war ein Gefuehl, obwohl erst in Lettland, fuehlten wir uns erstmal daheim.
250 km hatten wir noch vor uns, um LT-Vilnius, unser Ziel an diesem Tag, zu erreichen. Die Zeitumstellung arbeitete noch etwas fuer uns und so wurde uns noch eine Stunde geschenkt. Diese beiden wirklich wunderschoenen Laender, die doch sehr an Skandinavien erinnern mit den vielen Seen und bunten Holzhaeusern, hatten wir auf unserem Reiseplan bis jetzt ja noch nicht so richtig bedacht,da wir ja nicht einmal sicher waren, ueberhaupt Vladivostok zu erreichen. Und so konnte ich die Fahrt trotz Kaelte wirklich geniessen. Ein Ziel fuer Wander und Angelfreunde haben wir damit auch gleich entdeckt. Und hier sieht man wirklich, dass die EU-gelder sinnvoll angelegt werden. Neue Strassen, schoen erhaltene Haeuser und eine schoene Atmosphaere machen diese Laender zu 3 neuen schoenen EU-staaten, die aus den Faengen der Sowjets entrissen wurden.

In Vilnius angekommen, haben wir das von Tom, der in unserer "Reisegruppe" fuer die Hostel-beschaffung zustaendig ist,wieder erstklassig ausgewaehlte Hostel durch einen Taxifahrer schnell gefunden und konnten uns noch ein chinesisches Essen schmecken lassen.
Diese Stadt ist wirklich ein Besuch wert, sie reiht sich in die schoensten, romantischsten und gemuetlichsten Staedte Europas ein und wurde in den letzten Jahren wunderschoen wieder restauriert und hergerichtet. Neue und gemuetliche Cafes und Restaurants runden das Ambiente ab.
Heute sitzen wir im bisher gemuetlichsten Internetcafe der Reise bei angenehmer Musik und schreiben die vorletzten Berichte.
Auch das Internetcafe zeigt, dass wir der Heimat naeher kommen. Es ist nicht zu laut, gute Musik, alle Tasten der Tastatur funktionieren, die Verbindung ist schnell und das arbeiten macht Spass. Ich kann es fast nicht fassen.

Wir haben ab morgen noch 2 Tage zu fahren, bevor wir am Freitag voraussichtlich in PL-Auschwitz ankommen, um diese Gedenkstaette als letzten Punkt unserer gemeinsamen Reise noch zu besichtigen. Am Samstag werden wir in Berlin einfahren und das erste Heimkommen feiern.

128.Tag, 15.09.08




Der Endspurt!

Kilometerstand: 22.435 - 22.825


Nun sollte also der Tag des Aufbruchs von Moskau anbrechen und damit der Endspurt unserer Reise. Die letzten 2600 km richtung Heimat. Nach 5 Tagen Dauerregen hatten wir wenigstens die Chance, trocken loszufahren. Jedoch bei 6 Grad! Wir hatten fast alle Klamotten an, die wir dabei hatten und man musste uns in unserem Michelinmaennchen-style fast mit dem Kran auf die Bikes setzen.

Die richtige Richtung war dank Toms GPS schnell gefunden, nur faehrt man dann aus Moskau raus noch 40 km in eine Richtung, bis man die Stadt endgueltig verlassen hat. Immer richtung Westen hiess es, auf Lettland zu.


An die Kaelte waren wir noch nicht gewoehnt und die drang rechtr schnell durch unsere Klamotten durch. So retteten wir uns von einem Kilometer zum naechsten und versuchten durch Turnuebungen auf den Motorraedern den Koerper wieder warm zu bekommen. Nach 4 Stunden gaben wir auf und liessen uns in einem Strassencafe erstmal ein paar unbekannte Sachen der Karte servieren, welche sich als gute Salate entpuppten, einen heissen Kaffee und eine Tafel Schokolade dazu, und schon konnten unsere Koerper wieder arbeiten. Richtig warm wurde uns jedoch nicht.

Nachdem wir dann endlich wenigstens unsere gewuenschte Kilometerleistung erreicht hatten, liessen wir uns in einem Motel nieder, die es hier westlich von Moskau sogar auch wieder gibt.

Ausser einem Schokoriegel und ein paar Chips brachten wir an dem Abend eh nichts mehr runter und so fielen wir einfach tot von der Kaelte in die Betten.

127. Tag, 14.09.08






Einladung bei Evgeni

Nachdem Evgeni und Sergej mit dem verschicken unserer Bikes in Vladivostok und dem Abholen in Moskau bereits so viel fuer uns getan hatten, lud Evgeni uns an unserem vorletzten Abend auch noch zu sich nach Hause zum Essen ein. Evgeni udn Sergej betreiben einen Motorradshop in Moskau nd so war auch Sergej da mit seiner Frau. Wir kamen natuerlich zu spaet, da wir die Sucherei der Adresse in Moskau voellig unterschaetzt hatten. Die Stimmung zwischen Tom und mir war zum ersten Mal etwas gereizt und wir haetten fast schluss gemacht...:-)
Der Abend war jedoch wirklich gelungen und sehr lustig, was vielleicht auch an den Wodka und Tequila-mengen gelegen haben koennte. Jedenfalls fiel uns gegen 03:30 Uhr auf, dass die Metro nur bis 01:00 faehrt und wir somit dort schlafen musste. Unsere Gastgeber hatten dies scheinbar bereits eingeplant und somit war das kein Problem.
Sergej und Sonja werden wir mit etwas Glueck sicher einmal in Deutschland begruessen duerfen, da die Beiden auch sehr gern reisen und Deutschland schon lange in ihren Reisetraeumen mit eingeschlossen haben.

123. - 128. Tag, 10.09. - 14.09.08










Moskau, so rischtisch!!

In den folgenden Tagen in Moskau lernten wir diese Megacity erst so richtig kennen und mit ihr wieder die Zivilisation! Zur Feier derselben waren wir erstmal gepflegt im MC Donald's. Moskau hat mit dem restlichen Russlands ueberhaupt nichts zu tun und hier entwickelt sich das neue, konsumreiche, freie Russland so richtig. Moskau ist wie ein eigener Pionier-staat im Land. Hier fliesst Geld ohne Ende, es wird Geld verdient und das wird ueberall gezeigt. Ich habe in ganz Deutschland noch nicht so viele und aussergewoehnliche Luxusautos wie nur hier in Moskau gesehen. Hier faehrt man Bugatti oder Maserati und wer einen Porsche Cayenne oder Daimler S-klasse faehrt, faehrt diese nur in getunten Versionen in weiss oder schwarz. Irre. Die Kehrseite ist die, dass hier nur noch auf das Aeusserliche geachtet wird und man lieber ein dickes Auto faehrt, protziges Handy hat und eine dicke Armbanduhr und die Wohnung daheim aber dafuer ohne Moebel auskommen muss. Das haben wir mit eigenen Augen gesehen.
Tom und ich liefen also viel mit offenem Mund durch Moskau, genossen die alten grossen Strassen und Gebaeude, ich die Autos, Tom weniger, den hat der ganze Prunk eher angekotzt.Am 2. Tag war Erledigungstag, und wir waren unterwegs, um das Niederlassungsbuero meiner ehemaligen Firma zu finden. Nachdem ich ja in Sibirien mein Heck und Kennzeichen verloren hatte, hab ich mir ein Neues hierher schicken lassen. Vielen Dank an Papa, Tade und Caro !!! Also Kutusowski Prospekt suchen, das ist die Strasse. Wenn man dann natuerlch an der falschen Metro-station aussteigt, laeuft man eben etwas weiter. Das waere ja nicht so schlimm gewesen, aber unsere Motorraeder waren ja noch nicht aus Vladivostok angekommen und in den Boxen waren auch unsere dicken Jacken drin. Taja, also liefen wir bei 8 Grad, Wind und Regen mit den Fleecepullis durch Moskau. Meine im Zug eingefange Erkaeltung wurde dadurch nicht grade besserund nun entwickelte sich ein wunderschoener hartnaeckiger Husten dazu. Naja, was nicht sofort toetet, macht eben hart, wie wir wissen. In Moskau findet man eine Adresse, indem man zuerst eine Strasse sucht, dann die Gebaeude-komplex-nummer, davon dann die Gebaeude-nummer und die Wohnungsnummer. Das alles hatten wir dann geschafft, nach 3 Std latschenund hatten dann den Abholschein fuer das Paket mit Kennzeichen in der Hand. Also zur Post. Nachdem ich meinen Pass mal wieder nicht dabei hatte, musste ich der Tussi dort erstmal klar machen, dass mein Fuehrerschein in Wirklichkeit eine neue Art des deutschen Passes ist, umdas Paeckchen zu bekommen. Die Fuehrerscheinnummer musste als Passnummer herhalten. So, dann war das erledigt. Also wieder in die Metro und zu BMW Moskau, aber zuerst in nem Cafe aufwaermen, dann los.
Ein paar km und rauchende Socken spaeter, standen wir vor einer der Filialen von BMW Moskau. Dagegen koennen die in D einpacken. Aber ist ja auch klar...hier werden die 6er und 7er verkauft! Nicht umsonst fand die Vorstellung des neuen BMW 7er in Moskau auf dem roten Platz statt!
Toms Teile waren tatsaechlich vorraetig und wir konnten voller Freude ins Hostel zurueck und einen Gemuetlichen machen. Spaeter bekamen wir dann noch einen Anruf von Evgeni, dass unsere Bikes am naechsten Tag, 09:00 abholbereit waeren.

Also Treff, 08.09. morgens 09:00 an der Metrostation Komsomolskaya. Natuerlich bei stroemendem Regen, klar.
Aber als wir unsere Schlachtroesser im Bahnverschlag sahen, vergassen wir alles Andere. War das schoen und es war nichts zerstoert und gefehlt hat auch nichts!! Ein Hoch auf die russische Bahngesellschaft!
Nachdem wir die Bikes mithilfe von Evgeni und seinem Kollegen Sergej wieder zusammen gebaut hatten (die wurden von der Packfirma zum Teil zerlegt und in die Transportgestelle verpackt) schoben wir die Kisten auf die Strasse und zogen uns die heiss erwarteteten warmen und wasserdichten Motorradklamotten an.
Tja, nur war ja eben fuer den Transport der ganze Sprit aus den Tanks abgelassen worden und ohne einen Tropfen Benzin im Tank, kamen wir nicht einmal zur naechsten Tankstelle. Aber Evgeni und Sergej hatten auch dafuer eine Loesung uns sprachen alle moeglichen Autofahrer an, ob wir ihnen Sprit abkaufen koennten. Zumindest 3 liter haben wir dann bekommen, sodass Tom zumindest zur naechsten Tankstelle fahren konnte, Volltanken konnte, sodass dann fuer mich auch ein paar Liter uebrig waren. Gut, nun also im Schiff, ohne Metro ueber die ueberfuellten und verrueckten Strassen von Moskau, die mit Einbahnstrassen, um das Ganze noch interessanter zu machen, geradezu gespickt sind. Als wir an einer Ampel im stroehmenden Schiff standen, rief ploetlich ein offensichtlicher Geschaeftsmann, der aus seinem Auto gestiegen war und in unsere Richtung gelaufen kam: " Hey Jungs, seid Ihr wirklich aus Deutschland?? (Er war Deutscher, der in Moskau arbeitet). Wir: Jaaaa, wir kommen mit dem Motorrad aus Ostrussland!! Da war er voll begeistert und wuenschte uns viel Glueck bevor wir alle wegen der inzwischen gruenen Ampel weiter mussten. Ein schoenes Erlebnis, was doch immer wieder aufbaut. Und das gute Gefuehl, endlich wieder meinen V-2 unter mir zu spueren, befluegelte zusaetlich. Nachmittags waren wir noch in und um die Sehenswuerdigkeiten unterwegs. Mit Motorradjacken und einem Schirm war das doch gleich viel angenehmer. Dank einem originellen alten amerikanisch/russischen Touristenfuehrer, dessen Dienste wir in Anspruch nahmen und der uns auch ein paar halboffizielle Geschichtchen erzaehlte, zeigte uns den roten Platz und das Lenin-mausoleum sehr originell. Lenin, der Begruender der Sowjetunion wird dort in einem beleuchteten Glassarg aufgebahrt. Wenn man duchlaeuft, darf man nicht sprechen, die Haende muessen aus den Hosentaschen draussen sein und man darf ncht anhalten, nur langsam weitergehen. Die Wachen machen einen auf jedes Vergehen aufmerksam. :-) Alle paar Monate wird die Leiche herausgenommen, gewaschen, fuer ein paar Tage in einige Chemikalien gelegt, mit einem neuen Anzug bestueckt und wieder an seinen Platz gelegt. Dies ist anscheinend noetig, da der Leichnam beim ersten Mal nicht ganz sauber konserviert wurde. Die St.Bazils-kathedrale (das ist die mit den bunten Tuermen, die man immer in den Nachrichten sieht) war auch eine Attraktion fuer sich, nachdem dort an dem Tag auch ein Chor von 5 Gothiksaengern fuer ihre Kunst warben, was die Attmosphaere feierlich machte. Auch im Kaufhaus GUM waren wir unterwegs, welches ein aehnlich prunkvolles Kaufhaus der Jahrhundertwende wie das KADEWE ist und sicher eine Parallele darstellt oder andersrum.

endlich draussen !! / Die Ankunft in Moskau






Nach 7 Tagen und Naechten konnten wir zum ersten Mal wieder mehr als 15 m am Stueck laufen und das auf dem Bahnhof in Moskau im stroehmenden Schiff. Klasse Begruessung! Also schnell rein in die Bahnhofshalle und Mund aufsperren. Das ist keine Bahnhofshalle, sondern der Rittersaal von einem Zarenschloss, hat man den Eindruck. Wir trauten unseren Augen kaum und erkannten ziemlich schnell, dass Moskau mit dem restlichen Russland nicht viel gemeinsam hat. Da wir bereits um 11:00 an diesem Tag in Moskau waren, hatten wir schon vor, einige Erledigungen an diesem Tag bereits anzukurbeln. So stand folgendes auf der Liste:
- das bereits von Tom per Internet auserkohrene Hostel anrufen und 2 Betten klar machen.
- BMW anrufen und die Teile fuer die Reparatur von Toms Telegabel bestellen.
Das erste Problem war schonmal, dass mein Handy, mit der russischen Prepaid-karte aus Chita hier in Ostrussland nicht mehr funktioniert hat weil die Firma Megaphon da eben eine Funkgrenze eingebaut hat. Also besorgten wir uns auf dem Bahnhof eine neue Prepaidsimkarte und gleich eine Telefonkarte fuer die oeffentlichen Telefone und ich haengte mich an ein solches dran.
Die Dame namens Katja im Hostel sprach zum Glueck englisch, was auch wieder zeigt, dass wir in Moskau sind und so waren die 2 Betten schnell gebucht und wir konnten den Weg, Adresse und die Metrostation aufschreiben.
Bei BMW Moskau dauerte es schon etwas laenger, jemand englisch sprechenden an die Leitung zu bekommen aber auch das hat am Ende geklappt. 10 Minuten nachdem ich dem Servicemitarbeiter Toms Motorraddaten durchgegeben hab, bekamen wir einen Rueckruf, wir koennten die Teile am naechsten Tag abholen. Mensch, das lief ja wie geschmiert. Wir kauften uns Metrotickets und testeten schonmal diese abartige Konstruktion, mit deren Bau bereits 1935 begonnen wurde, was jedoch nicht heisst, dass diese Metro in Moskau veraltet ist, wie die Daten zeigen werden. Wir sprechen von 260 km Schienennetz unter Moskau, auf dem 9000 Zuege ca. alle 30 Sekunden mit 40 km/h im Schnitt inklusive Stop's heranbrausen und genauso schnell wieder davion duesen. Diese Metro ist die Schnellste der Welt. Der Bau ging von 1935 - 1954 und wenn man in den Tunneln und Metrobahnhoefen unterwegs ist, wird einem klar, welch Bauvorhaben das in dieser Zeit bedeutet haben muss! Zar Peter hat diesen Bau in Auftrag gegeben und bei einer Stadt mit inzwischen 15 Millionen Einwohnern war das wohl eine gute Idee. Diese Bahnhoefe aehneln Schloessern, die mit Marmor, Mosaik und prunkvollen Kronleuchtern verziert sind und jeder Bahnhof ist in einem anderen Stil eingerichtet. Wie es in dem Labyrinth von Tunneln und unendlich langen Rolltreppen in der Rush-hour zugeht, haben wir inzwischen auch schon erleben duerfen! Und wir sind auch schon ploetzlich auf der anderen Seite von Moskau herausgekommen, als wo wir eigentlich hin wollten. Bei kyrillisch geschriebenen Haltestellen und einem etwas verwirrenden System passiert das auch recht schnell und sogar Tom, der Grossstaedter ist manchmal etwas ueberfordert. Von mir Albbuben garnicht zu reden. Das Hostel zu finden, war das zweite Problemchen, da nicht besonders viele Schilder vermuten lassen, dass im 3. Stock eines alten Hauses ein Hostel sein koennte. Aber wir haben es geschafft und waren erstmal froh, ein Heim fuer die naechsten Tage zu haben, in dem wir uns pudelwohl fuehlen konnten. In der Kommune, bestehend aus 2 Zimmern mit je 10 Betten haben wir wirklich viel Spass und es wird nicht langweilig.

117. - 123. Tag, 03.09. - 09.09.08











Die Transsib oder "das Experiment"

Nun sollte es also zum ersten Mal seit 4 Monaten wieder so richtig richtung Westen gehen und das mit der ehrwuerdigen alten Transsibirischen Eisenbahn, die auf der Idee von Ivan dem Schrecklichen beruht.
Wir kauften abends schon in einem Supermarkt fuer die Woche Zug ein und merkten dann spaeter, dass der auch 24 Std offen gehabt haette...also haben wir einen Wachmann im Markt ueberredet, dass wir das Zeug in den Gepaeckfaechern einschliessen duerfen...geht doch...
Nachdem wir mit den Aussies noch beim essen und was trinken waren, holten wir die Lebensmittel wieder ab und setzten uns in die Wartehalle des Vladivostoker Bahnhofs, welche eher einem Rittersaal aehnelt als einer Bahnhofshalle.
Als wir da sassen, packte mich das blanke Entsetzen bei der erneuten Feststellung, dass wir ja ein 4-bett-Abteil im Zug gebucht haben und dass mit etwas Pech einer dieser Leute in der Wartehalle bald eine Woche mit uns auf 4 qm leben koennten! Und bei manchen dieser Leute waere wohl jeder etwas unruhig geworden...:-)
Nach unendlichen 2 Stunden schleiften wir unser Gepaeck auf den Bahnsteig, was sonst unsere Kraftpakete von Stahleseln tragen muessen, die Armen..
Der Zug Nr. 239 stand schon da, wie es sich gehoert mit dem Hammer und Sichel-wappen Russlands auf den Seiten.
puenktlich 03:00 durften wir zur Pass und Ticketkontrolle antreten. Unsere Matruschka im Wagen 7 begruesste uns und wir kaempften uns mit unserem schweren Krempel durch den engen Gang ins letzte Abteil des Wagens.
Beim ersten Blick ins Abteil dachte ich bei mir: "ganz schoen eng fuer 2 und dabei ist das fuer 4 !!" Also packten wir unsere Taschen unter die Bank und ich liess mich ins Bett fallen in der Hoffnung, dass die Abteilschiebetuer nicht nochmal aufgeht und zwei verschwitzte, besoffene 150 kg-Russen eintreten.
Am naechsten Morgen genossen wir die Eingeschlossenheit in unserem Kabuff und liessen uns fast garnicht auf dem Gang blicken, was sich in den naechsten Tagen auch nicht besonders aendern sollte. Wir vertrieben uns die Zeit mit lesen, Musikhoeren, Landschaft gucken und schlafen und wenn uns grade nix besseres einfiel, natuerlich essen. Am Ende des Ganges neben der Kabine der Matruschkas (die 2 Damen arbeiten im Schichtdienst immer im Wechsel) ist ein eingebauten Samowar, der dank eines von den Matruschkas beheizten Kohlefeuers immer heisses Wasser bereit haelt. Da wir fuer die Woche genuegend chinesische Tuetennudeln eingekauft hatten, war das immer das Highlight des Tages. Essen!!
Bei laengeren Aufenthalten in den grossen Bahnhoefen (30 - 40 Minuten), durften wir wie Vieh den Zug verlassen und die Beine vertreten. Am Bahnsteig standen dann immer alte Matruschkas, die frisch Gekochtes und Gebackenes, Brot, Milch, und was man sonst noch alles braucht, verkauften. Eine tolle Art, sich zu verpflegen.
So ging das Tag fuer Tag. Am 3. dann wurde uns klar, wir muessen uns etwas einfallen lassen, um uns zu duschen, das geht so nicht weiter. Unser Nachbar in der naechsten Kabine hat es doch tatsaechlich geschafft, 7 Tage ohne sich zu waschen das gleiche Polyester-T-schirt anzulassen !!!
Also funktionierten wir die Wagentoilette zur Dusche um und setzten mit Wasser, das wir uns aus unseren Kaffeetassen ueber den Kopf schuetteten den ganzen Raum unter Wasser. Man muss eben Ideen haben.
Am fuenften Tag dann ging uns die mangelnde Bewegung und das Dadamm, Dadamm, Dadamm Dadamm des Zuges allmaehlig maechtig auf den Geist und ich fing wieder mit dem Krafttraining in der Kabine an. Zudem kauften wir uns Spielkarten und Tom brachte mir Schach bei, was uns sehr viel Abwechslung und innere Ruhe brachte. Und so muss ich im nachhinein sagen, dass die 7 Tage doch erstaunlich schnell vorbei gingen, wir aber von der Landschaft nicht annaehernd soviel gesehen haben, wie mit den Motorraedern.



Exkurs zum Baikalsee





Hier kurz noch ein paar Informationen zum Baikalsee, an dem wir ja schon lange vorbeigefahren sind: Wir konnten leider nicht direkt hin fahren, da uns das wertvolle 4 Tage gekostet haette und wir haben nicht nur schoene Sachen ueber das Gebiet gehoert.
Der See beinhaltet 20 % des ungefrorenen Suesswassers der Welt !
Er ist 623 km lang und ueber 1600 m tief! Was da unten wohl fuer Tiere leben ...
Alle Fluesse der Erde zusammen wuerden 1 Jahr brauchen, um den See zu fuellen und die Ostsee wuerde 2 mal reinpassen!!! stellt Euch das mal vor!

112. - 116.Tag, Fr, 28.08. - Di, 02.09.08






tiefstes Sibirien

Als wir am Freitag hier in der Box zusammen sassen, waren auch einige Clubmitglieder hier, der uebliche Abendtreff eben.
Dabei war auch Sergej alias Joker. Ein lustiger, durchtrainierter Geselle, mit etwas zuviel Testosteron in den Blutbahnen. Jedenfalls hat er uns spontan eingeladen, mit ihm und seiner Freundin doch am Wochenende zu deren Vater in einen sibirischen Nationalpark zu fahren. Und wir haben natuerlich "ja" gesagt, man will sich ja nix entgehen lassen. Also war ausgemacht, am Freitag Mittag zusammen erstmal die Lebensmittel usw. fuer's Wochenende einzukaufen.
Also los, dabei waren 3 kilo Kartoffeln, Paprika ohne Ende, Tomaten haufenweise, einen Sack voll Zwiebeln, ein paar kilo rohes Fleisch und zu guter Letzt natuerlich, nicht weniger als 8 Flaschen Wodka. Naja, wir waren 3 Tage unterwegs, ihr koennt Euch also vorstellen, auf was das Ganze hinauslaufen musste. Nachdem Joker dann sagte, das Bier kaufen wir dann dort, war uns alles klar. Das wird ein russisches Wochenende.
Olga, die Freundin von Tatjana (lustig,die Parallele, oder?) Jokers Freundin, haben wir dann noch abgeholt und dann gings los in unbekannte Gefielde.
Er sagte uns etwas von 165 km. Diese mussten wir jedoch zuerst durch kilometerlangen Freitagabendstau und spaeter ueber ziemlich schlechte Strassen abspulen. Wobei das durch unser Fahrzeug etwas gemildert wurde: Ein Toyota Crown, 4,0 liter V8. Den gibt es in Europa garnicht. Also sassen wir 4 Std im angenehmen Geblubber des V8 und schauten uns in Ruhe die wilde sibirische Landschaft an. Sehr viel entspannender, als auf den Stahleseln. Die Waelder wurden immer duenner besiedelt und die Sache wurde langsam interessanter.
Als wir dann mit dem Toyota, der kein Gelaendewagen war, jedoch das Fahrwerk pneumatisch um 5 cm anheben konnte, wie selbstverstaendlich durch einige tiefe Fluesse fuhren, waren wir dann doch etwas erstaunt. Immer mal wieder passierten wir Schilder, auf denen vor den Wildhuetern gewarnt wurde, da dies ein geschuetzter Nationalpark war und Menschen hier unerwuenscht waren. Deshalb fuhren wir ja dann auch mit einem V8-Toyota durch die Fluesse, klar... das ist Russland.
Uebrigens handelt es sich hier um das gleiche Gebiet, in dem Putin am selben Wochenende zu Propagandazwecken Tiger jagen war. Zu seinem Glueck nur mit dem Betaeubungsgewehr.Habt Ihr sicher in den Nachrichten gesehen.
Ganz am Ende von Wasserdurchfahrten und Wegen in hohem Gras, nach denen kein Mensch eine Zivilisation vermutet haette, kamen wir zu einer Waldlichtung auf der 2 Holzhaeuser standen. Huehner pickten im Gras, 2 Ziegen streunten herum und wir wurden zuerst von 2 Katzen begruesst, wobei eine nur noch 3 Beine hatte. Aha, da waren wir nun also und es gab kein Entrinnen. Dann begruesste uns der Herr des Hauses, Michalesch, ein 65-jaehriger vollbaertiger Mann, dem man immernoch ansah, dass er in seinem Leben nicht nur auf der Couch gelegen hatte. Da es schon spaet war, machten wir gleich ein Feuer und assen die Pilmeni, die eine weitere junge Russin vorbereitet hatte, die mit ihrem Freund und Baby im selben Haus wie wir wohnten. Diese Pilmeni hatten wir jedoch noch nie gegessen: frisch gemachte Teigtaschen, normalerweise mit Hackfleisch gefuellt, waren sie diesmal zum Teil mit Weisskraut und zum Teil mit Kartoffelbrei gefuellt. Dazu gab es Gurken und Tomatensalat aus dem Gemuesegarten der Huetten. Wir fuehlten uns pudelwohl, da wir ja auch wussten, wie weit wir von jeglicher Menschen weg waren. Eins gab uns jedoch bereits zu denken: Joker sagte uns, wir sollen nie alleikn in den Wald gehen, nur wenn er oder Michalesch mit Gewehr dabei waeren...wir ahnten boeses und dies wurde auch bestaetigt. In diesen Waeldern lebten noch wilde sibirische Tiger und Schwarzbaeren. Coooool...
Nun zeigte Joker auch, dass wir den Wodka nicht umsonst mitgebracht hatten und so flossen die ersten 3 Flaschen waehrend dem Essen unsere Kehlen hinab.
Nebenher wurde uns von Michaleschs Vergangenheit als Trapper in den sibirischen Waeldern erzaehlt. Die Nacht war dunkel, das Feuer prasselte und der Abend war sehr gemuetlich. Gut dass wir spaeter, natuerlich nur wegen der Dunkelheit, unsere Schlafkammer nicht naeher besichtigen konnten.

Am naechsten Morgen wachten wir dann in unserer ca. 100 jahre alten Bruchcouch auf in einem ziemlich rustikalen Kaminzimmer. Ich fuehlte mich jedoch trotzdem wohl. Zum Fruehstueck gab es, Kaffee ?? denkste, Wodka !! aber nur 2 Flaeschchen zum Anfang des Tages...dazu gekochte Kartoffeln und eine Knoblauchknolle!, nicht Zehe, Knolle!, Ich werde wohl den Geschmack aus Wodka und Knoblauch, der uns den ganzen Tag begleitete nie mehr vergessen. Nach dem Fruehstueck dann, um die Sache abzurunden, hiess es dann 2 kilo Zwiebeln fuer das abendliche Schaschlik zu schneiden. Ich wusste nicht, dass ich soviel Traenenfluessigkeit in mir hatte. Nachdem wir das Schaschlik eingelegt hatten, war fuer diesen Samstag Strand angesagt, da wir nur 3 km von der Vladivostok gegenueberliegenden Kueste entfernt waren. Also wieder durch die Fluesse zum Strand. Dort verbrachten wir einen schoenen, sonnigen Tag, die haelfte davon im Wasser. Dazu, um den Pegel zu halten ein paar Bier. Die sibirische Sommersonne tat ihr uebriges. Auf der Rueckfahrt badeten wir in einem der eiskalten Baeche, um das Salzwasser loszuwerden. Zurueck im Wald sollten wir zuerst einmal das 70 mm Schrotgewehr an Bierdosen ausprobieren, was fuer uns natuerlich auch mal ein Spass war. Zum Abendessen gab es: Auf dem Feuerrost gegrilltes Schaschlik mit Zwiebeln, dazu Auberginen, Paprika und Tomaten, gegrillt und dann mit Salz vermengt. Und was durfte natuerlich nicht fehlen: 2 Flaeschchen Wodka. Inzwischen merkten wir jedoch von 2 laecherlichen Flaeschchen Wodka nichts mehr, was uns dann doch zu denken gab. Wie wir merkten, vertrugen wir den ganzen Alkohol immernoch am Besten und Testosteron half nicht gegen Besoffenheit. So waren die Abende dann immer zu Ende, wenn Sergej nicht mehr laufen konnte.
Fuer Sonntag war geplant, uns durch die sibirischen Waelder zu kaempfen und in einem Bach dort Forellen zu angeln. Dies jedoch erst nach dem Fruehstueck: Bestehend aus dem restlichen gebratenen Schaschlik des Vorabends, Knoblauchmus und den ueblichen 3 Glaesern Wodka. Und dann los, ausgestattet mit langer Kleidung und Hut gegen die Millionen Moskitos und Zecken. Ca. 4 Kilometer suchten wir uns einen Weg durch das Dickicht, fanden Spuren von Wildschweinen, Kratzspuren an den Baeumen von den Baeren und einige Baumarten, die anscheinend seit Uhrzeiten dort wuchsen. Leider haben wir keinen Tiger oder Baeren live gesehen. Aus dem Bach haben wir dann mit doch immernoch geuebter Hand 6 kleine Forellen rausgezogen nachdem wir ohne Schuhe durch einen davor liegenden durchwaten mussten. Die Moskitos stachen uns waehrenddessen nach Herzenslust und wir schwitzten wie die Schweine im schwuelen Wald. Zwischendurch musste uns Sergej immer wieder zeigen, was er doch fuer ein harter Russe war. So nahmen wir z.B. des Oefteren nicht den einfacheren Weg durch den Wald, was ich dann jedoch zwischendurch auch mal aenderte. Wir wissen ja was wir koennen und muessen es nicht zur Schau stellen, nich wahr. Zurueck in unserer Waldhueter-huette, Nachdem wir zuerueck waren, sassen schon 2 Nachbarinnen mit Michalesch zusammen und eine kalte Fisch-fleisch-gemuese Suppe war vorbereitet. Die Beiden hielten bei den ersten Wodka-runden tapfer mit und machten das wahrscheinlich nicht zum ersten Mal. Wir liessen den Abend gemuetlich bei dem restlichen Wodka und 23 Bier zu dritt ausklingen. Sergej wurde dadurch endgueltig zerstoert, Michalesch soff mit den 2 Nachbarinnen draussen vor dem Haus weiter und so gingen wir ins Bett.

Eigentlich waere das ein herrliches Wochenende in herrlich wilder Natur gewesen, jedoch wurde uns keine Minute fuer uns ohne Betreuung gelassen und Entspannung war so nicht wirklich zu erreichen.

Fuer Montag war ausgemacht, dass wir morgens wieder nach Vladivostok fuhren. Dies war jedoch natuerlich eine russische Angabe und so assen wir noch zu Mittag, Bratkartoffeln und Bratwurst. Die Rueckfahrt war nach diesem Wochenende entsprechend ruhig und wir waren froh wieder daheim in Vladi in unserer Box zu sein.

Mit den Australiern hatten wir fuer Montag Abend ausgemacht, italienisch essen zu gehen in ein Lokal, das wir ein paar Tage zuvor bereits entdeckt hatten. Gesagt getan, so sassen wir da: Tom und ich waren zuerst da und versuchten, der Bedienung, die anscheinend die Chefbedienung war, jedoch leider nicht die Gehirnleistung dafuer hatte, zu erklaeren, dass wir jetzt mal 2 Bier bestellen und spaeter wenn die Anderen kommen, an einen groesseren inzwischen hoffentlich freien Tisch umziehen. Wild gestikulierend und dabei hysterisch geackernd machte sie uns in sehr schnell gesprochenem Russisch klar, dass das natuerlich garnicht geht und dass wir mit so vielen Personen natuerlich drin an den grossen Tischen sitzen muessen. Also beschlossen wir, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Wir bestellten 2 Bier und 2 kleine Salate um Zeit zu gewinnen. Dann bezahlten wir als die Aussies kamen und setzten uns mit denen an einen grossen Tisch...geht doch :-) Die Aussies bestehen aus: Chris, Faehrenkapitaen, Niva, Kapitaenin oder wie das heisst und Ron ein Farmer, der laut Berichten eine abartig riesige Farm in Australien besitzen muss.Alle ganz tolle Leute, die wir sicher in Australien auch mal besuchen werden. Diesmal waren noch 2 Ehepaare von Australien und Neuseeland dabei, die Ron, Niva und Chris in der Stadt kennengelernt hatten. In diesem Laden war die Pizza sogar mal richtig gut und vom Steinofen (auch die Russen lernen dazu), nur das mit dem Timing ueben wir nochmal, da meine Suppe leider nach der Pizza kam. Wir hatten einen sehr lustigen und unterhaltsamen Abend und damit eine tolle Verabschiedung, da wir alle heute wieder in verschiedene Richtungen aufbrechen wollen. Chris faehrt weiter nach Japan, Niva nach Hause nach Australien, Ron nach Hong-Kong und Manila um sich die Zaehne machen zu lassen, Tom und ich nach Moskau und damoj (rus.:heim).
Heute werden wir den Tag und die Nacht in der Stadt verbringen um dann morgen frueh ab 03:00 fuer 7 Tage im Zug zu sitzen. Also werden wir uns das naechste Mal von Moskva melden.

Macht's gut und haltet durch, bald habt Ihr uns wieder!